Lieber Denis,

Ich hoffe, Du bist wohlauf und Dein Bücherregal hat sich nicht allzu sehr unter der Last der Frühjahrsnovitäten gebogen. Es wäre mir eine Freude, Dir heute ein paar Gedanken zu servieren, gewürzt mit einer Prise Melancholie und abgeschmeckt mit der feinen Bitterkeit der Erkenntnis – ein literarisches Amuse-Bouche, das hoffentlich nicht nur auf der Zunge zergeht, sondern auch im Geist nachhallt.

Gestern, mitten in der Nacht – jene Stunde, in der die Welt sich entblößt und Gedanken sich zu Geistern verdichten – fragte mich ein Gesprächspartner, was die eigentliche Funktion der Literatur sei. Eine Frage so naiv wie radikal, so alt wie die Kunst des Erzählens selbst. Ich hätte antworten können: Sie tröstet. Oder: Sie erschüttert. Doch das hätte mir zu wenig geschienen.

Denn Literatur, mein lieber Denis, ist weit mehr als Trost oder Erschütterung. Sie ist der feine Riss in der Wirklichkeit, durch den das Unausgesprochene sickert. Ein Schatten, der verrät, dass hinter jeder Wahrheit eine tiefere liegt. Ein Echo aus einer Welt, die wir vielleicht nicht betreten können, aber deren Atem wir spüren.

Ich stelle mir vor, wie Du gerade mit einem Glas Burgunder in der Hand eine Neuerscheinung durchblätterst, das Papier zwischen den Fingern spürst und mit einer leichten Bewegung der Augenbraue über ein besonders missglücktes Adjektiv hinwegsegelst. Ein Kritiker muss ja standhaft bleiben, selbst wenn er vom Wind der Verlage in alle Richtungen geschoben wird. Vielleicht liegt in diesem Widerstand auch der eigentliche Sinn der Kritik: nicht bloß zu bewerten, sondern den Text zurück in seinen Kern zu treiben, ihm das Fleisch seiner Oberfläche abzuringen und das Mark seiner Bedeutung freizulegen.

Apropos Bedeutung: Ich frage mich, wie lange wir uns noch auf den Kanon verlassen können, bevor er zu einer bloßen Ruine wird, die von KI-generierten Romanen und flüchtigen TikTok-Literaturen umzingelt ist. Vielleicht ist es an der Zeit, ihn nicht als Monument, sondern als lebendigen Organismus zu begreifen – einen, der wächst, stirbt und sich erneuert.

Aber genug der metaphysischen Schwermut. Ich höre, Du hast neulich ein exzellentes Dîner genossen. Ich erwarte eine detaillierte Beschreibung, und, bitte, verschone mich nicht mit den Einzelheiten.

Dein Franz

Lieber Franz, lieber Denis – Ein Briefwechsel

Ein eleganter älterer Mann in Anzug und Brille steht auf einer belebten Stadtstraße bei Nacht, umgeben von historischen Gebäuden und Laternen, die ein warmes Licht spenden.

Lieber Franz

Lieber Franz, ich weiß nicht, ob man in deinem Prag von heute mehr Kafka oder mehr Kitsch findet, a...
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Ein eleganter älterer Mann in Anzug und Brille steht auf einer belebten Stadtstraße bei Nacht, umgeben von historischen Gebäuden und Laternen, die ein warmes Licht spenden.

Lieber Franz

Lieber Franz, du wirst es nicht glauben, aber man hat dich berühmt gemacht – gegen deinen Willen, k...
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Ein eleganter älterer Mann in Anzug und Brille steht auf einer belebten Stadtstraße bei Nacht, umgeben von historischen Gebäuden und Laternen, die ein warmes Licht spenden.

Lieber Franz

Lieber Franz, Du hast sie oft beschrieben, Türen – massive, verschlossene, fremde Türen, die sich n...
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Ein eleganter älterer Mann in Anzug und Brille steht auf einer belebten Stadtstraße bei Nacht, umgeben von historischen Gebäuden und Laternen, die ein warmes Licht spenden.

Lieber Franz

Lieber Franz, ich weiß nicht, ob du oft in einen Spiegel geblickt hast, ob du dein eigenes Gesicht ...
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Ein Mann mit dunklem Haar und Anzug steht auf einer belebten Stadtstraße mit traditionellen Gebäuden und Laternen im Hintergrund, schwarz-weiß, stilvoll aufgenommen.

Lieber Denis

Lieber Denis, Heute schreibe ich Dir mit einer gewissen Unruhe. Nicht jene Unruhe, die aus einem üb...
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Ein Mann mit dunklem Haar und Anzug steht auf einer belebten Stadtstraße mit traditionellen Gebäuden und Laternen im Hintergrund, schwarz-weiß, stilvoll aufgenommen.

Lieber Denis

Lieber Denis, Heute schreibe ich Dir mit einem seltsamen Gefühl der Leichtigkeit, als hätte mich di...
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Ein Mann mit dunklem Haar und Anzug steht auf einer belebten Stadtstraße mit traditionellen Gebäuden und Laternen im Hintergrund, schwarz-weiß, stilvoll aufgenommen.

Lieber Denis

Lieber Denis, Ich hoffe, Du bist wohlauf und Dein Bücherregal hat sich nicht allzu sehr unter der L...
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Ein Mann mit dunklem Haar und Anzug steht auf einer belebten Stadtstraße mit traditionellen Gebäuden und Laternen im Hintergrund, schwarz-weiß, stilvoll aufgenommen.

Lieber Denis

Lieber Denis, Ich schreibe Dir heute aus der Stille einer Stunde, die weder Nacht noch Morgen ist, ...
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